Gedanken zum Mauerfall von unserer Sr. Hannelore
Es ist 17.15 Uhr am 9. November 2019. Ich gehe langsam aus dem Bezirk Prenzlauer Berg in Richtung Westen zur Bornholmer Brücke. Viele Gedanken gehen mir durch den Kopf, als ich rechts neben dem Gehsteig die Fotos sehe, die heute vor 30 Jahren dort gemacht wurden: Nach der berühmten Pressekonferenz, bei der Günther Schabowsky die sofortige Reisefreiheit verkündete, waren im Laufe des Abends Tausende hier vor den Grenzanlagen versammelt. Erst um 23.30 Uhr gingen die Schlagbäume hoch – die Mauer war Geschichte.
Heute gehe ich hier, viele Menschen kommen mir entgegen oder gehen in die gleiche Richtung. Oben auf der Brücke steht eine Gruppe junger Leute mit Pappbechern und Sekt! Es ist eine nachdenkliche und zugleich gelöste Stimmung.
Welch ein Geschenk, dass hier heute keine Grenzanlagen mehr stehen!
Weil wir drei Schwestern nur einen Kilometer von hier entfernt wohnen, ist die Überquerung der Brücke ein fast alltäglicher Weg. Die Geschichte und die großformatigen Fotos, die an der Brücke stehen, lehren mich, dass es 28 Jahre lang keine Selbstverständlichkeit war.
Ich gehe die Treppe hinunter zum Mauerweg. Während ich zur beleuchteten Brücke hinaufblicke und den S-Bahnhof sehe, kommt mir wieder einmal der
Gedanke: noch am 8. November vor 30 Jahren wäre ich hier an dieser Stelle kommentarlos festgenommen oder erschossen worden…
Der 9. November 1989 – ein Tag, der uns zutiefst dankbar macht:
ohne ihn wären wir Franziskanerinnen nicht an diesem Ort, ohne ihn hätten wir nie die Menschen kennengelernt, die wir ein Stück ihres Lebens hospizlich begleiten durften und ohne ihn wären wir nicht Menschen begegnet, die uns zu Freunden geworden sind.
Wir haben allen Grund zum Feiern! Und im Feiern liegt zugleich der Auftrag, weiterhin mit Kopf und Herz für den Abbau von Mauern Sorge zu tragen!
Berlin feiert, wir feiern! Und: Gott sei Dank
Kontakt
Provinzialat der Franziskanerinnen vom Regulierten Dritten Orden des hl. Franziskus Franziskusweg 2 (Navi: Andreas-Hofer-Str. 95) 48145 Münster Telefon: 0251 93 37-6 45
Fax: 0251 93 37-5 88
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