02.07.2019
Eröffnung des Jubiläumsjahres

Festlich, froh und fromm ging es in unserem Mutterhaus in Münster zu, als am Nachmittag des 2. Juli 2018 das 175jährige Jubiläum unserer internationalen Kongregation eingeläutet wurde. Aus allen Himmelsrichtungen trafen sich rund 200 Schwestern und 12 der unserer Ordensgemeinschaft angegliederte Frauen und Männer, um gemeinsam unter dem Motto: „Saget IHM Dank und dienet IHM in großer Demut!“ ( aus dem Sonnengesang des hl. Franziskus ) diesen Tag zu feiern.

Die Gründung unserer Kongregation der Krankenschwestern vom Regulierten III. Orden des Hl. Franziskus – so lautet der offizielle Name – geht zurück auf den aus Verl bei Gütersloh stammenden 1777 geborenen Franziskanerpater Christoph Bernsmeyer. Auf Grund napoleonischer Gesetze wurden viele Klöster aufgelöst So musste Pater Christoph am 1.1.1812 das Kloster in Münster  verlassen und wurde am Wallfahrtsort Telgte als Hilfsgeistlicher eingesetzt. Unter dem Eindruck einer zunehmenden Verarmung der ländlichen Bevölkerung , der Landwirte, die auf Pachtbasis wirtschafteten  sowie der Handwerker in der Umgebung von Telgte, erkannte er die Notwendigkeit einer verstärkten krankenpflegerischen Versorgung dieser Bevölkerungsschicht. Er sprach darum christlich gesinnte junge Frauen an, sich unentgeltlich der Kranken in den Familien anzunehmen und legte am 24.5.1844 den Grundstein für den Bau eines Waisenhauses in Telgte „up de Hülle“, dem späteren St. Rochus-Hospital. Aus ihrem Dienst für die Kranken heraus wuchs in einigen der Frauen der Wunsch, gemeinsam als Ordensfrauen zu leben. Am 2. Juli 1844, so wird in der Chronik unserer Ordensgemeinschaft berichtet, nahm Pater Christoph Bernsmeyer Frau Rosa Cramer aus Ahlen als erste dieser Frauen in das Noviziat – die Zeit der Einübung in das Ordensleben – auf. Dieses Datum gilt als Gründungstag unserer Ordensgemneinschaft der Franziskanerinnen von Münster St. Mauritz. In der Folgezeit erarbeitete Pater Christoph Lebensregeln für „seine Gemeinschaft“, die am 13.10.1847 vom Provinzialminister der Franziskaner bestätigt wurden.

Unsere Ordensgemeinschaft erfreute sich großen Zuwachses. Schon 1848 reisten während einer Typhusepidemie vier Schwestern nach Schlesien. Im gleichen Jahr wurden das St. Rochus-Hospital in Telgte und die erste Niederlassung in Freckenhorst gegründet. Auf Wunsch des Bischofes verlegte unsere Gemeinschaft am 19.10.1853 das Mutterhaus von Telgte nach Münster, St. Mauritz und ein halbes Jahr später begannen wir mit dem Bau des St. Franziskus-Hospitals. Schaut man auf die Entwicklung und Ausbreitung unserer Gemeinschaft in den zurückliegenden 174 Jahren, so kann man den Eindruck gewinnen , das innere und äußere Krisen  als Chancen zu Veränderungen und Neugründungen genutzt werden konnten. Unsere internationale Gemeinschaft breitete sich außer in Deutschland auch in Polen, den USA, in Japan und Indien aus und gründete dort bereits eigene Provinzen von denen aus Missionen in weiteren anderen Ländern unterhalten werden. Viele Jahre waren die Schwestern ausgehend von den USA auch in China tätig,  wo sie 1948 verfolgt und ausgewiesen wurden. Nichts destotrotz begannen sie ihre Mission in Japan.

Seit jeher sind wir Franziskanerinnen von Münster St. Mauritz daran interessiert, entsprechend unseres Charismas „Christi heilende Gegenwart den Menschen zu bringen“ und den Nöten der jeweiligen Zeit und des jeweiligen Landes sich neuen Aufgaben zuzuwenden. Beispielsweise unterstützten wir personell und finanziell den Aufbau des ersten Hospizes in Deutschland, das Hospiz zum hl. Franziskus in Recklinghausen und wirkten initiierend an der Gründung der Johannes-Hospiz Münster GmbH mit. In Berlin unterhalten wir mit dem Tauwerk e.V. einen ambulanten Hospizdienst für an Aids erkrankte Menschen, der an einem Konvent von drei Schwestern dieser Gemeinschaft angeschlossen ist. Einige Schwestern sind in verschiedenen Niederlassungen überwiegend im seelsorglichen Apostolat tätig, so in der KZ-Gedenkstätte in Esterwegen im Emsland. Bei vielen unbekannt, aber von Bedürftigen geschätzt ist die Elisabeth-Oase in Münster auf dem Gelände des Mutterhauses, die 1994 eröffnet wurde. Hier bieten wir von montags bis freitags in einladenden Räumen ein günstiges Frühstück und Möglichkeiten zum Gespräch an. Damit ist die Elisabeth-Oase schon seit über 20 Jahren ein Ort gelebter franziskanischer Geschwisterlichkeit und Gastfreundschaft.

Dieses und vieles mehr erfüllt uns Schwestern von Münster St. Mauritz mit großer Dankbarkeit. So konnten wir in tiefer innerer Freude unsere Zusammenkunft anlässlich des beginnenden Jubiläumsjahres feiern.  Am festlich gedeckten Kaffeetisch gab es viel zu erzählen: unsere Ordensgeschichte wurde aufgefrischt, aus dem Nähkästchen geplaudert und bekannte Lieder geschmettert. Auf einem nachgebildeten, unbedruckten San-Damiano-Kreuz schrieben wir Schwestern unseren Dank und unsere Bitten. Mit einer feierlichen Vesper – dem Abendlob der Kirche –  gestaltet vom Mutterhauschor, zelebriert vom Spiritual unserer Gemeinschaft, Pater Dr. Dr. Michael Plattig O. Carm. , und dem überreichen der Jubiläumskerze an alle Konvente endete für uns Schwestern ein bewegter Tag. Noch einige weitere Aktionen sind für das Jubiläumsjahr geplant, u.a. eine gemeinsame Wallfahrt zur schmerzhaften Mutter nach Telgte und ein Pontifikalamt mit Bischof Dr. Felix Genn im Juli 2019, zu denen Gäste aus den anderen Provinzen erwartet werden.